Aus der Geschichte der Oslosser Grundschule

 

– Die ehemalige Schulleiterin erinnert sich –

 

Alinde Goldhammer

 

So wie heute sah die Welt damals nicht aus, auch unser Deutschland sah nach dem schrecklichen Krieg ganz anders aus. Das Dorf Osloß sah ganz anders aus und natürlich auch ich, als ich 1950 zum ersten Mal Oslosser Grund und Boden betrat. Ich wurde zum 01.04.1950 von der Volksschule Sprakensehl im Nordkreis an die Volkschule Osloß versetzt. Und was fand ich hier vor? Ein Schulhaus mit Glockenturm und Wetterfahne an der Hauptstraße neben der Gastwirtschaft Klages mit einem 7x7m großen Klassenraum und eine Lehrerwohnung, in der der Lehrer Otto Ritterbusch mit seiner Familie wohnte. Dieses war bereits die dritte Oslosser Schule. Meine Vorgängerin Fräulein von Mosqua hatte nach einem ¾ Jahr ihren Schuldienst aufgegeben, weil sie einen Pastor heiratete. Und nun gab es im Jahre 1950 in Osloß zwei Lehrer: Otto Ritterbusch und Alinde Schulze.

Etwas 90 Kinder besuchten die Schule. Es gab die Klassen 1-8, die in Unter- und Oberstufe zusammengefaßt waren. Das bedeutete Schichtunterricht im Wechsel vormittags bis nachmittags, täglich von 8.00 bis 18.00 Uhr, auch samstags, 30 Wochenstunden für jede Lehrkraft. Im Klassenraum befanden sich als Gestühl verschieden große Holzbänke, ein eiserner Ofen, der mit Holzscheiten geheizt werden musste, und ein Harmonium, das in den 14täglichen Gottesdiensten von Herrn Ritterbusch gespielt wurde. Der Schulhof war eine Wiese nebenan.

Den damaligen Schülern möchte ich ein Lob aussprechen. Sie waren wißbegierig, lernhungrig, eifrig, brav, ungeheuer fleißig und rücksichtsvoll, so daß ich trotz aller äußeren Schwierigkeiten viel Freude an meiner Arbeit hatte. Arbeitsmaterial gab es kaum, Schiefertafeln waren üblich. Schreibpapier habe ich wiederholt aus den Kreisbüros in Gifhorn beschafft. Dort erhielt ich einseitig beschriebenes Büropapier für die Kinder. Sogar die Ferien wurden teilweise mit den Schülern gemeinsam verbracht. So ging es im Sommer für drei Wochen nach Neuwerk in der Nordsee, im Herbst standen Wanderungen im Harz und im Weserbergland auf dem Programm.

Und wie sah das Dorf Osloß zu diesem Zeitpunkt aus? Es gab sieben Bauernhöfe, viele kleine Landwirtschaftsbetriebe und verschiedene Handwerker. Die Einwohnerzahl betrug nach dem Krieg ca. 300 (1957 durch Zuzug und Neubauten ca.800 Einwohner, 1998 annähernd 2000 Einwohner).

Werfen wir nun einen weiteren Blick zurück auf die erste und zweite Oslosser Schule und deren Lehrer.  Die Schulchronik ist von Herrn Ritterbusch sorgfältig erforscht und zusammengetragen worden. Er fand Urkunden in Fallersleben, Braunschweig und Hannover.

Das erste Schulhaus wurde 1820 im Gruland erbaut. Es wurden damals rund 30 Kinder von Lehrer Johann Christof Grußendorf betreut. Das zweite Schulgebäude wurde 1881 auf dem Eichenlaubschen Grundstücke genehmigt und gebaut (für 13.500 Mark), wurde aber am 29.6.1883 ein Raub der Flammen. Auch das Dorf brannte größtenteils ab, alle Bewohner waren auf dem Felde bei der Arbeit. So wurde gleich nach dem Brand am 16.7.1883 der Bau der dritten Schule beantragt. Errichtet wurde das Schulhaus, von dem ich eingangs schon berichtete, 1884 an der Hauptstraße für 10.950,50 Mark.

Und nun zu den Lehrern der früheren Zeit:

In der Chronik, der „Daria, das Dorf betreffend“ wird 1676 der erste „SchulmeisterMartin Brandt erwähnt, aber keine Schule. Sein Nachfolger ist Jürgen Wilhelm Bartels, geboren 1657, gestorben am 16.12.1727.

Der Schulraum ist ein ausgebauter Stall auf dem Hof des Ackermanns Grußendorf, wo der Unterricht stattfand. Sein Sohn Jürgen Bartels wird 1745 als Lehrer der Daria erwähnt. Danach folgen die Lehrer Jürgen Wilhelm Grußendorf, sein Sohn Johann Christof Grußendorf und Heinrich Jakob Lüthge, der als Schullehrer-Gehülfe bei seinem Großvater gelernt hatte. Sein Gehalt betrug 52 Reichsthaler, 9 Groschen und Naturalien vom Schulland. Er hat auch Beerdigungen erledigt: z.B. am 26.6.1868 bei Schmiedemeister Hans Heinrich Düßler, dem Vorgänger von Hermann Dahlmann. Diese Liste endet in der Schulchronik mit Otto Ritterbusch, Lehrer von 15.4.1947-18.7.1968, Alinde Goldhammer, verwitwete Prinke, geborene Schulze, 1.4.1950-31.7.1991, und Hans-Joachim Goldhammer, 1.4.1962 bis zu seinem Tode a, 29.3.1984.

18.12.1958 Die alte Schule (dritte Schule), Hauptstraße

Die Mühlenbergschule in Osloß 1960 (vierte Schule)

Was gäbe es jetzt von der heutigen vierten Schule zu berichten?

Die Allerzeitung schreibt am 16.10.1957: „Osloß verändert seine Struktur: Die Einwohnerzahl ist seit der Vorkriegszeit von 280 auf 780 Einwohner im Jahr 1957 gestiegen. Die Siedlungsgemeinde Osloß gilt als begehrt für das VW-Werk, 1/3 der Einwohner fährt zur Arbeit in die nahegelegenen Städte.“ Wegen der Vergrößerung des Ortes wird ein Schulneubau notwendig. Am 5.4.1957 wird im Gemeinderat mit Herrn Bürgermeister Uhle der Beschluß des Neubaus einer dreiklassigen Schule und eines Lehrerhauses gefaßt. Als Baugelände wird der Sportplatz am Osterberg vorgesehen. Die vier Morgen Pachtland, dem Bauern Grußendorf gehörend, werden für 18.000DM gekauft, Bauplanung und Finanzierung in Angriff genommen, die Gesamtkosten mit 261.500 DM berechnet. Die Kreisschulbaukasse beteiligt sich mit 27.000 DM, das Land Niedersachsen mit 19.613 DM an dem Bau. Die Gemeinde Osloß legt am 14.6.1957 den Grundstein der vierten Schule. Der Tag der Einweihung ist der 18.12.1958. Wegen der weiterwachsenden Schülerzahlen werden im Laufe der folgenden Jahre An- und Umbauten nötig. Inzwischen werden hier mehr als 100 Grundschüler (Klasse 1-4) von sechs Lehrkräften unterrichtet.

Am 18.12.1998, dem 40jährigen Jubiläum, bekommt diese Schule den Namen „Mühlenbergschule.“

Ein Bild der alten Mühle, die heute im Mühlenmuseum in Gifhorn zu besichtigen ist und namensgebend für die Mühlenbergschule war.

Turmabbau 1989

Die neue Schule mit altem Turm 1990